Der Bergmann Willi Pauly, damals 31, war Mitglied der Grubenwehr und seit gerade drei Wochen freigestelltes Betriebsratsmitglied.
Er hörte den Alarm im Betriebsratsbüro und stürzte sofort hinaus, um sein Rettungsgerät zu holen. Mit einem Rettungstrupp fuhr er im Richardschacht 2, auf Luisenthaler Gelände, ins Bergwerk ein. Kletterte mit seinem 30 Kilo schweren Gerät 120 Meter hinauf und hinab über Leitern durch Fahrschächte in Richtung Alsbachschacht. Dann die ganze Strecke – 600 Meter tief unter Burbach und Altenkessel - zurück, weil ein Mann aus dem Trupp sein Mundstück vergessen hatte. Dann mit einem komplettierten Rettungstrupp wieder hin zum Streb 3 F.
Und überall nur Tote. Immer nur an Toten vorbei. Nicht einen Überlebenden fanden sie. An dem einzigen, der dort unten noch lebte, gingen die Retter vorbei, weil er bewusstlos unter einem Wagen lag. Ihm gelang es später, sich allein in Sicherheit zu bringen.
Am nächsten Tag gab es auch für Willi Pauly kein Ausruhen. Er musste mithelfen, die Toten zu identifizieren, die im Rohbau der neuen Waschkaue aufgebahrt waren. Dann am 10. Februar die Trauerfeier. 287 Särge, ein Meer von Kränzen. „Hinterher hatten wir nur noch Beerdigungen als Betriebsrat.“ Das gehtWilli Pauly, der später Betriebsratsvorsitzender, Knappschaftsältester und Mitglied des Stadtrates Völklingen war, heute noch nach.
Der 7. Februar wird für ihn immer ein Tag besonderer Trauer sein, und die schrecklichen Bilder von unter Tage werden ihn nie ganz verlassen.
Auch Horst Lui nicht, den damals 28-jährigen Schlosser, ebenfalls Mitglied der Grubenwehr. Er war unter Tage, als das Unglück passierte. Weil er zurückblieb, um noch schnell ein Brot zu essen , blieb er von der Explosion und dem Feuer verschont. Die Druckwelle allerdings schleuderte ihn und seinen Kollegen meterweit.
Als der Staub sich gelegt hatte und Horst Lui wieder klar denken konnte, gab es nur eines: den Bruder suchen, Hans-Josef Lui (34), der am Unglücksort auf Schicht war. Auch Robert Scherer kam an zahlreichen Toten vorbei, konnte aber auch einige Kumpel lebend bergen helfen. Nach Stunden war er am Ziel. Dass der Tote vor ihm sein Bruder war, erkannte er an den Narben einer schweren Bauchverletzung aus dem Krieg. Hans-Josef Lui war bei den Fallschirmjägern gewesen, hatte vier Jahre Kriegsgefangenschaft in Russland überstanden, um nun im Bergwerk unter Burbach, wo er wohnte, den Tod zu finden.
Zehn Tage lang half Horst Lui, nach Toten und Vermissten zu suchen. Dann bekam er einen Nervenzusammenbruch. Ließ zu Hause seinen Kopf zu Hause auf den Küchentisch sinken und konnte nicht mehr aufhören, zu weinen.
Noch Jahre später war es Horst Lui unmöglich, am 7. Februar zur Arbeit zu gehen. Seit damals trägt er die traumatischen Erinnerungen mit sich herum, wie all die anderen, die dem Unglück nahekamen: die Überlebenden und ihre Angehörigen, die Rettungsleute, die Sanitäter, die Krankenwagenfahrer, die Hubschrauberpiloten und die Leichenbestatter.